Tag 2 in Okangwati

Liebe Grüße aus Okangwati, ich bin heile angekommen. Nach der Landung am Flughafen kam ich ganz ohne Probleme durch den Zoll. Ein Freund von Gisela und Andreas hat mich abgeholt und hatte direkt „bad news“ für mich. Mein Bus nach Opuwo sei bereits abgefahren ohne, wie besprochen, auf mich zu warten. Aber nicht erst heute, sondern bereits gestern! Ich habe schnell gelernt, dass das Wort „Fahrplan“ hier eine völlig andere Bedeutung hat. Also haben wir versucht eine Alternative zu finden. Ich muss dazu sagen, dass es mein eigener Wunsch war mit dem öffentlichen Bus zu fahren, um direkt ins wirkliche Leben einzutauchen. Wir sind also nach Katutura (das schwarze Viertel in Windhoek) gefahren und haben nach einer Alternative gesucht. Nach einer guten halben Stunde haben wir einen Minibus (12-Sitzer) gefunden, der bereits voll besetzt war. Freundlicherweise durfte ich trotzdem noch einsteigen. Zwei meiner Mitfahrer genehmigten sich bereits das erste „Frühstücksbier“, es war 7 Uhr morgens. Im Bus machte ich mir sehr schnell Freunde, da ich großzügig meine Haribos und Chips verteilte. Bei der dritten Tüte habe ich auch hier endlich das Prinzip verstanden. Zweimal haben alle etwas bekommen – nur ich nicht. Bei Tüte Nummer drei habe ich mich dann zuerst selbst bedient. Der Bann war gebrochen. Die Fahrt wurde lustig. An Schlafen war nicht zu denken, denn es quäkte Reggae und afrikanische Pop Musik so laut aus den Boxen, dass ich glaubte mein Trommelfell wird gerade einer Mutprobe ausgesetzt. Meine Mitfahrer dagegen störten sich daran herzlich wenig und brachten es fertig sich auch noch von vorne nach hinten miteinander zu unterhalten. Unglaublich! Nach 10 Stunden Busfahrt, die ich als dritte Person in einer 2-er Reihe erlebte, wurde ich in Opuwo an einer Tankstelle ausgespuckt. Hier lernte ich Andreas kennen, der mich dann weitere 110 km zu meinem neuen Zuhause für die nächsten 4 Wochen brachte.

DIE ERSTEN EINDRÜCKE VOM NEUEN ZUHAUSE

Was soll ich sagen, es ist wahnsinnig schön hier. Zusammen mit Gisela, Andreas und nun mir leben hier noch zwei Hunde, 150 Hühner, 25 Enten, 25 Perlhühner, sechs Gänse, eine Schleiereule, ein Kampfadler, ein Marabu, eine Zwergmanguste, ein Steinböckchen und zwei Kamele. Gestern hatte ich Probleme mit dem Internet, da es hier kein WLan gibt. Strom kommt entweder nur als Solarstrom oder über einen Generator. Alles dauert unglaublich lange und ich übe mich in Geduld. Einen Teil der Kinder habe ich gestern Nachmittag schon kennengelernt. Die meisten hatten keine Schuhe und sehr kaputte Kleidung an. Wir haben zusammen gesungen und mit Luftballons und Memory gespielt. Die Kinder sind unglaublich liebenswert und ich habe mich schon jetzt in sie verliebt. Gisela kocht vormittags für die Kinder und um 14 Uhr bekommen sie dann ihre warme Mahlzeit. Die Kinder wünschen sich jeden Tag Nudeln. Die bekommen sie in der Regel auch. Mit Gemüse, Soße und zwei- bis dreimal pro Woche Eier.

Ich selbst habe ein großes Zimmer (etwas abseits vom Haupthaus) mit eigenem Eingang, kalter Dusche und Toilette. Allerdings komplett ohne Steckdosen oder Strom. Abends muss man eine Kopflampe aufsetzen, da es stockduster ist. Und wisst ihr was passiert ist? Andreas hat gerade eine riesengroße schwarze Mamba vor der Küchentür erschlagen. Hui – da war die Aufregung aber groß. Ich hege den heimlichen Verdacht, dass dieses Spektakel eigens für mich initiiert wurde, aber das Blut war noch frisch und der Leib bewegte sich noch. Heidewitzka – T.i.A. This is Africa ?

So, mehr Sensationsberichte folgen morgen. Ich habe natürlich die Schlange fotografiert und versuche das Foto morgen zu senden. Für heute reicht es erst einmal. Außerdem möchte ich jetzt noch ein bisschen beim Kochen helfen und muss mir neue Kinderspiele für heute Nachmittag überlegen. Eines kann ich aber mit Sicherheit sagen: Unsere Spenden sind hier an der richtigen Stelle. Deshalb nochmal ein ganz großes, dickes Dankeschön von Gisela und Andreas. Sie sind fasziniert von unserem Einsatz und der tollen Unterstützung. Danke an Euch alle!

Silke Fischer