Vom 07. Mai bis 09. Juni 2016 ist Ngehupe aus Namibia zu Besuch in Deutschland. Sie wird bei einer Mitarbeiterin von uns wohnen, am Familienleben teilnehmen, zusammen mit ihrer Tochter zur Schule gehen und das Leben in Deutschland kennenlernen. Zwei Nächte wird Ngehupe in Hannover verbringen, um auch unser Team kennenzulernen und Berlin und Köln bereisen. Doch dazu dann im Detail mehr, wenn es soweit ist.
Heute möchten wir zunächst Ngehupe mit den Worten von Gisela und Andreas vorstellen:
„Ngehupe ist ein Zembamädchen, welches mit ihrer Familie in der Nähe von Okanguati wohnt und dort aufgewachsen ist. Acht Jahre ging sie in die Omuhonga Primary School, wo sie mit ausgesprochener Intelligenz und Willen zum Lernen aufgefallen ist. Im Rahmen der Begabtenförderung und durch Direktor Kakuva sind wir auf Ngehupe aufmerksam geworden. Für uns, die wir gerade auch das Traditionelle fördern und aufrecht zu erhalten versuchen, war es eine Herausforderung, die Gaben von Ngehupe nicht im Busch versickern zu lassen. So starteten wir zu Beginn von Grade 8 ein kleines Förderprogramm mit ihr, hauptsächlich in der deutschen Sprache, Ethik und Moral. Wir sprachen mit ihr über ihre Einstellung, ihre Wünsche und Probleme, bestärkten sie im Festhalten an ihrer Kultur und ihrer Traditionen.
Intelligenz und Streben nach Bildung ist, wie sie uns sagte, in ihrer Kultur noch gefährlich. Leute mit diesen Eigenschaften werden üblicherweise ausgegrenzt, es kann auch bis zur körperlichen Züchtigung reichen. Jedes Wochenende und in den Ferien erschien sie motiviert bei uns im Camp, um ihr Wissen zu verbessern. Ihre Lernerfolge und ihr Fleiß überzeugten uns davon das große Experiment einer weiterführenden Schule mit ihr zu wagen.
So begann der schwierige Prozess der Suche nach einer guten, geeigneten Oberschule. Davon gibt es nicht viel in Namibia und die Bewerbungsraten sind dementsprechend hoch.
Nach vielen Bewerbungen, Absagen oder zu hohen Kostenforderungen (Als kleines Beispiel: summa summarum kostet ein Schuljahr an der Deutschen Höheren Privatschule DHPS mit Hostel um die 100.000,00 N$, wobei dabei Kleidung, Taschengeld, Hygieneartikel und An- und Abtransport noch nicht inkludiert sind.) fanden wir über Bekannte die Martin-Luther Highschool. Hier war man erstmal prinzipiell bereit, auch ein Mädchen aus dem „Busch“ aufzunehmen. Auch die Kosten des Schuljahres hielten sich noch in einem erträglichem Maße. Insgesamt sind es um die 25.000,00 N$. Allerdings kam Ngehupe nur auf die Warteliste. Nun begann das Zittern, das Schuljahr neigte sich dem Ende und die Highschool teilte mit, dass sie ihre Entscheidung erst nach Ende der großen Ferien, im Januar, treffen würde. Also zu Beginn des neuen Schuljahres. Alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, um die Entscheidung zu Gunsten Ngehupes zu beeinflussen. Auch ein Bett für das Hostel war noch im Gespräch. Anfang Januar kam dann die Mitteilung der Schule, dass Ngehupe auf Platz 2 der Warteliste wäre. Das Zittern ging weiter. Wieder folgten ein Schreiben, Anrufe und ein persönliches Vorsprechen bei der Schulleitung. Es blieb bei Platz 2. Das neue Schuljahr begann und wir bekamen keine Antwort. Für Ngehupe ein aufwühlendes Erlebnis, welches auch in Tränen mündete. Drei Tage nach Schulbeginn kam ein Anruf: Ngehupe muss am darauffolgendem Tag in der Schule sein und ihren Hostelplatz beziehen, sonst verfällt ihr Schulanspruch (die Schule ist von uns ca. 700 km entfernt). Zusammen mit vielen lieben Helfern, auch unserem schweizer Bauunternehmer, der in Omuhonga baut, gelang uns FAST das Unmögliche.
Ngehupe war pünktlich dort, vorher mussten wir sie noch im Busch suchen. Allerdings, und darauf bezieht sich das „FAST“, kam plötzlich per Email von der Schule eine lange Liste, was Ngehupe mitzubringen hätte. Das reichte von einer speziell farbigen Bettwäsche bis zu einer Schuluniform, die es NUR in Windhoek gibt. Von Zahnbürste, Kleidung bis zur eigenen Matratze war alles, aber auch alles mitzubringen und vieles musste neu besorgt werden. Bauunternehmer Urs fuhr extra nach Windhoek, um die Schuluniform zu kaufen. Aber wir haben es geschafft und seit einem viertel Jahr geht nun das Zembamädchen Ngehupe auf die Martin-Luther Highschool, wird dort als gute Schülerin betrachtet und hat sich, nach den normalen Eingewöhnungsschwierigkeiten und Heimweh, voll integriert. Sie möchte Lehrerin werden und später hier in der Region für ihr Volk tätig werden.“
Wir freuen uns bereits sehr auf die Ankunft von Ngehupe und sind ganz gespannt auf ihre Erfahrungen und Erlebnisse hier in Deutschland. Bald ist es soweit!
Ihr Team von TLT Urlaubsreisen