Heute habe ich die bittere Realität der Omahonga Schule (ca. 10 km von hier entfernt) kennengelernt. Das hat mich sehr berührt und es ist unvorstellbar unter welchen Voraussetzungen die Schüler hier wohnen und unterrichtet werden. Diese Schule existiert seit 7 Jahren und sie wird staatlich in nur sehr geringem Maße unterstützt. Ohne die Hilfe von dem Kaokoland Projekt hätte die Schule bereits schon lange schließen müssen. Es gehen 144 Kinder in diese Schule, von denen fast 90 % dort schlafen. Hier gibt es allerdings kein Hostel oder Internat für die Kinder, sondern sie schlafen unter freiem Himmel auf Kartonpappe. Momentan ist Herbst. Wir haben jetzt schon nachts Temperaturen von nur 6 – 10 Grad. Im Juli / August können es auch schon mal unter 0 Grad werden. Da es viel zu wenig Decken gibt, teilen sich bis zu 3 Kinder eine Decke. Es sind überwiegend Himba- und Semba Kinder, die dort auf eigenen Wunsch unterrichtet werden. Die Küche besteht aus einem großen Topf über offenem Feuer und das Geld reicht gerade mal für Maisbrei. Dieser wird ohne Salz oder Zucker zubereitet, sondern dient einfach nur zum satt werden. Eine Dusche gibt es auch nicht. Leider noch nicht einmal genügend Wasser, damit sich die Kinder waschen können. Als Toilette dient ein Plumpsklo. Es gibt ein öffentliches Bohrloch, aus dem Wasser gepumpt wird. Dieses Wasser wird aber auch für das Vieh benötigt.
Die meisten Eltern unterstützen ihre Kinder nicht, da sie nicht verstehen, warum sie in die Schule gehen möchten. Sie sind doch viel nützlicher, wenn sie das Vieh hüten und die Vögel von den Feldern scheuchen. Viele Eltern sagen ihren Kindern sogar, wenn sie in die Schule gehen, brauchen sie nie wieder nach Hause kommen. Der Unterricht findet in Zelten statt, die heute Vormittag um 10:00 Uhr schon über 30 Grad heiß waren. Zu wenig Zelte gibt es auch, sodass in Etappen morgens und nachmittags gelernt werden muss. Spielsachen stehen gar nicht zur Verfügung, Schulmaterial nur sehr eingeschränkt. Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Eindrücke heute früh ganz schön mitgenommen haben. Für die Kinder aus der Omuhonga Schule ist es viel zu weit, um hierher zu kommen und in unserer Suppenküche verpflegt zu werden. Ich war letzte Woche mit Gisela in Opuwo und wir haben für diese Schule 7 Säcke Maismehl á 50 kg gekauft. Außerdem noch Öl, Salz, Zucker und einige Konserven (Fisch, Fleisch und Gemüse). Das große Problem ist leider auch der Transport zur Schule. Bisher sind die Lebensmittel noch nicht dort angekommen. Manchmal werden sie von der Armee hierher befördert und können dann hier abgeholt werden. Das 38 Jahre alte Auto von Gisela und Andreas ist leider auch jedes Mal voll bis unters Dach, wenn wir aus Opuwo zurückkommen.
An dieser Stelle möchte ich schon heute wirklich jeden einzelnen bitten, diese Schule einmal zu besuchen, wenn es die Zeit und die Reiseroute zulässt. Bitte auch an alle Kunden, Freunde und Verwandte weitergeben. Die Schule freut sich unglaublich über jeden Besucher und über jede klitzekleine Spende. Hier sieht man das echte Afrika abseits der schicken Lodges und Campgrounds.
Es ist eine Erfahrung, die man niemals in seinem Leben vergessen wird. Vor allem ist es keine „Vorzeige-Schule“, die auf Touristen getrimmt ist. Jeder Stift, jedes Heft, jede Decke, einfach alles wird hier gebraucht. Eigentlich wollte ich heute auch von meinen Erfahrungen der letzten 4 Tage schreiben (ich war in der Okangwati Schule, habe gestern Morgen meinen Kirchgang gemacht und fühle mich von Tag zu Tag wohler und akzeptierter in dieser unglaublichen Welt), aber ich muss das Erlebte von heute Vormittag erst einmal verdauen. Ich glaube heute schlafe ich ganz schlecht.
Bitte seid nicht enttäuscht, wenn ich nicht jeden Tag schreibe. Es dauert wirklich eine Ewigkeit, bis die Technik hier funktioniert. Und ganz ehrlich, es gibt hier sehr viel wichtigere Dinge zu tun als sich 2 Stunden am Tag vor den Computer zu setzen. Abends funktioniert es fast nie und der Generator verbraucht zusätzlich noch Sprit. Meine weiteren Erlebnisse folgen in Kürze.