Hallo zusammen,
ich hatte die beiden oben genannten Themen ja bereits angesprochen. Der Umgang mit dem Thema Tierschutz und Umweltschutz lässt hier echt zu wünschen übrig. Wie soll ich den Kindern erklären, dass sie die Luftballonschnipsel vom Boden aufheben müssen, wenn überall meterweise Müll rumliegt? Das ist echt ekelhaft. Manchmal versucht man den Müll zu verbrennen, ignoriert es aber, wenn Glas und Blech einfach liegenbleiben.
Noch viel schlimmer ist der Umgang mit den Tieren. Außer den eigenen Rindern und Ziegen hat hier gar nichts einen Wert. Wildtiere schon gar nicht. Mein Bio-Bauernhof ist nicht nur Auffanglager für elternlose Kinder, sondern auch für alle verletzten und kranken Wildtiere und Vögel. Die Tage sind nie planbar oder vorhersehbar. Mal steht eine Mutter mit ihrem kranken Kind vor der Tür, mal ein Kind mit einer Plastiktüte halbtotem Steinbock. Genauso geschah es vorgestern. Das klitzekleine Wesen in der Tüte war schon fast tot als es hier abgeliefert wurde. Vermutlich wurde die Mutter geschlachtet und mit dem Kleinen wusste niemand etwas anzufangen. Gisela hat für jeden und alles ein Herz, also wurde das kleine Ding erstmal mit Fläschchen gefüttert und ich durfte Reh-Mama sein.
Nein, das Bier im Vordergrund ist nicht das Fläschchen und gehört zu mir ? Später durfte „Carlos“ diese Aufgabe übernehmen.
Ich bin sehr stolz darauf, den Kindern beigebracht zu haben, dass Tiere auch Gefühle haben und nicht gequält werden dürfen. Viele Esel haben die Füße zusammengebunden und können nur humpeln. Die Hunde werden von mir mit Keksen gefüttert und haben Namen bekommen. Die Kinder fanden das anfangs sehr merkwürdig, streicheln die Tiere jetzt aber auch. Der Esel hat jetzt auch einen Namen bekommen. Er heißt „Ronaldo“. Ich war für „Lukas“, wurde aber überstimmt …
Heute war ich nochmal in der Schule und habe am Unterricht teilgenommen. Die Größe der Klassen und der Altersunterschied in der Schule variiert sehr. Je nachdem wann die Kinder anfangen zur Schule zu gehen, können sie auch schon mal 17 Jahre alt sein und erst in die zweite Klasse gehen. Ich habe eine 5. Klasse besucht mit 40 Schülern, aber auch eine 9. Klasse mit 20 Schülern. Was mich tatsächlich überrascht hat, ist der Umgang mit der Volkskrankheit Nummer 1. Es wird selbst in der 5. Klasse im Englischunterricht angesprochen und es steht von außen ganz groß an der Schule. Man kann sich nur wünschen, dass sie das HIV-Problem zukünftig besser in den Griff bekommen. Dazu schreibe ich nochmal etwas, wenn ich zurück bin.
Morgen ist für mich der letzte Tag mit den Kindern. Ich habe mich echt an sie gewöhnt und bin traurig wieder gehen zu müssen. Viel mehr freut mich aber die gemeinsame Zeit, die wir zusammen verbracht haben und die Gewissheit, ein bisschen Spaß und Abwechslung in ihr Leben gebracht zu haben. Ich habe so viele wunderschöne aber auch so viele traurige und schockierende Momente erlebt. Es war eine Zeit, die ich nie in meinem Leben vergessen werde und ich kann jedem einzelnen nur dazu raten einmal diese Erfahrung zu machen. Gisela und Andreas freuen sich auf Euch. Ich habe 2 tolle Typen kennengelernt und bin dann mal wech … ?
Nein, quatsch … ? Gisela und ich fahren am Freitag noch für 2 Nächte in den Etosha Park und machen einfach mal Urlaub. Sonntag geht es dann weiter nach Windhoek und am Montagabend fliege ich zurück. Meine Zeit hier war großartig und ich freue mich darauf in der gewohnten Geschwindigkeit weitere Details dieser unbeschreiblich tollen Reise an Euch alle weiterzugeben. Also ganz viele liebe Grüße und bis bald!