Liebe Freunde, Unterstützer und Mitstreiter !

Zunächst ein großes Dankeschön ALLEN FÜR ALLES.
Was in diesem Jahr wieder möglich wurde, ist einfach enorm.

Nachdem am 5.11. vorigen Jahres das Hostel für 150 Kinder eröffnet werden konnte, übergeben wir nun am 15.8.2016 die komplette Omuhonga Primary School mit 7 Klassenräumen, einer gut gestalteten Küche plus Speiseraum, Waschplätzen und Trockentoiletten sowie Lehrerunterkünften im Rahmen einer sicherlich eindrucksvollen Zeremonie. Weitere vier Klassenräume sind derzeit im Bau. Der Plan ist seitens des Governements, die Schule auf 8 Klassen zu erweitern. Die größte Freude für UNS war der erste Platz dieser Schule bei einem Wissenswettbewerb Mathe/ Naturwissenschaften in der gesamten Kuneneregion. Man sieht daran, daß die Schüler und auch die Lehrer unterguten Bedingungen motiviert sind.

Dieser Schulneubau ist das Resultat einer wunderbaren Zusammenarbeit verschiedener Vereine und Sponsoren und das Resultat macht uns sehr glücklich. Eine Danksagung an alle Beteiligten habe ich in der Allgemeinen Zeitung veröffentlicht, um dieses Engagement auch angemessen zu würdigen. Auch auf diesem Wegen ein großes Dankeschön an alle im Text nicht genannten Helfer, die Geld-oder Sachspenden übergeben haben. Auch an die Baufirma GBC unseren herzlichen Dank für die gute Arbeit.

Momentan finanziert ein niederländischer Verein/ New Horizon / Henk van Dahlen, eine komplette Schule in Ovitambo, 6 km rechter Hand vor Okanguati, speziell für momentan ca. 120 Zemba-Kinder, die dort ansässig sind. Der Verein Hilfe für Namibia EWF baut zusätzlich zwei Klassenräume plus Inneneinrichtung. Wenn alles so glatt läuft wie bisher, könnte die Schule im November fertiggestellt sein und eingeweiht werden.

Mit extrem großem Aufwand an Zeit und Geld haben wir unser erstes hoffnungvolles Kind, Kondouo Kazu = Ngehupe, seit Januar in grade 8 an der Martin-Luther-Highschool nahe Omaruru unterbringen können. Durch zwei Lehrer an der DHPS haben wir immer Insider-Kontakt und wissen, daß Ngehupe eine strebsame, fleißige Schülerin ist. Durch einen fünfwöchigen Aufenthalt in Deutschland bei einer Gastgeberfamilie mit zwei Töchtern im passenden Alter hat sie ihre Deutschkenntnisse auf Doppel-A verbessern können. Mehr geht nicht. Unseren Dank nochmals an Familie Gudegast und TUI take off. Jetzt sind bald Ferien und Ngehupe wird sie mit der Familie in Okanguati verbringen.Ihr könnt sie auch auf zwei kleinen Videos mit ihren ersten Sprachkenntnissen im Camp Okanguati/ 2015 auf unserer Website sehen.

Wie Ihr wißt, war unser Ziel immer, daß eine komplette Schule gebaut wird, um dann regierungsseitig eine Vollverpflegung mit drei Mahlzeiten erwirken zu können. Die Versorgung der Kinder ist nach wie vor desaströs. Beispielsweise: Der zweite term begann am 27. Mai. Normalerweise erwartet man, daß das ohnehin geringe Limit, eine Mahlzeit pro Tag, dann in der Schule zur Verfügung steht. Nicht so in der Kuneneregion. Am 14.Juli wurde eine einmalige, bis heute nicht vollständige Lieferung übergeben.

Ein Rechenexempel: Der term hat 87 Tage. Die Schule besuchen derzeit 208 Kinder. Der Staat stellt lt. “Hit-radio“ 1N$/Tag/Kind zur Verfügung = 105g, wenn man den Preis für einen 50kg Sack Maismehl zugrunde legt.

Nun sind am 14.7.aber nur 1500 kg geliefert worden. Letztlich pro Kind, weil es ja für den GESAMTEN term sein SOLLTE, 85g pro Kind pro Tag. Nach neuesten Erkenntnissen müssen auch die Transportkosten von diesem einen Dollar entrichtet werden. Fehlen pro Kind 25 g pro Tag. Durch die verbleibenden Tage wegen der
verspäteten Lieferung sind es ca. 200 pro Kind pro Tag.

Ein heranwachsendes  Kind benötigt zwischen 2000 und 2500 kcal pro Tag. 100g Maismehl haben aber lediglich einen Nährwert von 332 kcal. Die Kinder sind also in jedem Falle komplett und total unterversorgt. Wie soll ein Kind sich körperlich und intellektuell entwickeln können??? Mir alles völlig unverständlich.

Wir versorgen, um überhaupt den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, Schulen mit mehr als 800 Kindern und sind damit finanziell UND von der Transportkapazität her völlig überfordert. Das Geld für das Baugeschehen tasten wir nicht an, so bleibt nur das, was an Spenden eingeht.
D.h. wir bräuchten für 800 x ~800g Maismehl pro Tag / Kind ~ 640 kg pro Tag = ca. 13 x 50kg pro Tag, d.h. 6.344 N$ pro Tag, im Monat 196.000 N$ = ca. 12.000 € im Monat nur für Maismehl. Da ist noch kein Öl, kein Zucker, kein Fleisch oder Gemüse, Obst, Milch etc.etc. dabei.

Andererseits ist es EIGENTLICH eine Pflicht des Ministeriums, die Kinder zu versorgen, tut es aber nicht…. s.o. Wenn man die Kinder sieht, bricht einem das Herz. Sie sind so fröhlich, als wäre das alles normal. Sie sind wißbegierig wie trockene Schwämme, freundlich, diszipliniert. Und eben KINDER ! Was haben sie verbrochen, daß es ihnen schlechter geht als einem Gefängnisinsassen? Insofern möchte ich alle Leser dieses Briefes noch einmal dringend und inständig bitten, uns Geld für Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen. Mit einer solchen “Ernährung”, wie die Schulen anbieten, kann sich ein Kind weder körperlich noch intellektuell entwickeln. Auch wenn vielleicht mancher Zweifel hegt, es gibt Kinder, die eine gute und sehr gute Entwicklung nehmen könnten, wenn man sie aus dieser Armutsfalle befreit. Auch mit Fleiß kann man zu guten Resultaten kommen. Allerdings ist es fast allen Kindern und Jugendlichen versagt, einen Studienplatz zu finanzieren.

10. Oktober 2016
Seit einer Woche ist jetzt das letzte kühle Winterlüftchen verflogen und gestern waren wir mit 39,4’C fast an der 40-Grad-Grenze, heute 41,5’C. Meine Winterernte war klein, hat aber den Speisezettel erweitert: Radieschen, grüne Bohnen, Paprika und seit langem wieder Möhren, sowie meine guten Küchenkräuter. Nach den vier trockenen Jahren bin ich skeptisch und vorsichtig und baue nur klein-klein an.

Aufgrund der Gesamtsituation haben wir die Suppenküche schweren Herzens geschlossen. Der regierungsseitig aufgerufene Notstand ist noch nicht aufgehoben, d.h. die bedürftigen Familien werden pro Kopf unterstützt. Weil auch die allermeisten unserer erfaßten und gelisteten Essenskinder in die Schule gehen, wird ihnen unsere Unterstützung dort zuteil. Ein zusätzlicher Grund ist ebenfalls, daß die Anzahl der Essenkinder, die zu uns kamen, täglich wechselte zwischen drei und vier und dreißig bis vierzig. Unsere jetzige Lösung wird insofern allem gerecht, denn die Kinder besuchen die von uns versorgten Schulen in der Umgebung.

Das bewährte Belohnungssystem halte ich nach wie vor aufrecht. Im letzten Jahr waren es wieder mehr, nämlich 18 + 2 (Sonderfälle) Schüler. Aus der Omuhonga-Primary-School haben wir zwei weitere Kinder zum Abituran der Martin-Luther-Highschool angemeldet. Das kostet ebenfalls sehr viel Geld (gesamte Einschulung mit Ausstattung 20.000 N$ ) und wir möchten Euch dbzgl.um Unterstützung bitten.

All unsere Aktivitäten, die wir durch Eure Hilfe entfalten können, zielen darauf ab, lernwilligen und lernfähigen Kindern einen Lebensweg zu eröffnen, auf dem sie später sich und ihre Familie selbst versorgen können und durch die Berufe, die sie hoffentlich ergreifen, auch anderen nützlich und hilfreich zu sein – besonders hier in der Region. Eine Ausbildung in Richtung Lehrer, Krankenschwester, Landwirtschaft etc. werden wir immer fördern, sofern wir  finanziell dazu in der Lage sind.

Am 4. Oktober ist auch unser Verein vom Deutschen Botschafter zum Festakt anläßlich des “Tag der Deutschen Einheit“ eingeladen worden. Das hat uns gefreut – wir werden also als weit entfernte Kämpfer in Windhoek wahrgenommen. Natürlich nutzt man eine solche Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und alte zu pflegen. Es gab zwei Schwerpunkte bei den Gesprächen. Und ein Thema macht uns besonders stolz. Wenn zwei Völker oder Bevölkerungsgruppen aufgrund der Geschichte unterschiedlicher Meinung sind, gibt es zwei Wege miteinander zu verhandeln. Der eine ist, daß eine Seite an die andere seine Forderungen stellt und unter Druck setzt. Soetwas verläuft dann meist nicht freundlich, weil dieGeschichte selten wertfrei, ehrlich und objektiv geschrieben wird. Dann gibt es noch Dritte im Spiel, die ganz Ganze aufheizen. Einen anderen Weg haben wir beschritten. Die Himba gehören ethnisch zu den Herero, die o.g. Entschädigungsforderungen an die Deutsche Regierung stellen. Durch unser Verhalten, durch unsere Hilfe und Unterstützung ist über diesen emotionalen Graben eine Brücke der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung gebaut worden, die darin mündet, daß fünf Direktoren der von uns unterstützten Schulen einen Brief an uns geschrieben haben, mit dem sie unser Tun würdigen und aus Verbundenheit zu Deutschland, das wir ja für sie repräsentieren, gern in ihren Schulen Deutschunterricht anbieten möchten. Auf dem Weg, wie wir ihn beschreiten, haben wir letztlich Freunde gefunden. Mir scheint es der bessere Weg zu sein. Wer auch immer der geneigten Leser die Möglichkeit hat, Lehrer in diese Region zu locken: Bitte unterstützt dieses Anliegen.

Die Versorgungssituation der Schulen ist in diesem term nicht anders als im vorigen. Der Unterricht begann am 28.8. Bis heute, 10.11., ist kein Gramm Maismehl an die Schulen ausgeliefert worden. Berechnung der Tages- und Monatsmenge sowie der Kosten s.o. Es gibt dafür weder eine akzeptable Erklärung noch irgendeine Entschuldigung.

Das momentane “deap-light” ist allerdings, daß die Lehrer seit dem 13.10. für mehr Geld streiken, obgleich die Gewerkschaft wissen müßte, daß die Basis für 8% Lohnerhöhung nicht gegeben ist. Die Regierung hat ihnen und anderen Arbeitnehmern (!) 5% angeboten, die sie nicht akzeptieren. Mit anderen Worten, die Schulen sind geschlossen und die Examensarbeiten für die Klassen 10 und 12 abgebrochen. 13.10.2016: RESULTAT: Unterricht geht ab Montag weiter, Lehrer bekommen ab März 9%.

Ja, das Thema Arbeit beschäftigt uns auch schon seit Anbeginn. Es ist uns nicht gelungen, auch nur einen Dorfbewohner zu motivieren, dauerhaft im Projekt zu arbeiten und sich für irgendetwas Spezielles zu interessieren, sei es Gartenbau, Tierpflege, Handwerk, Kochen o.ä. Es kann nicht nur an uns liegen. Da kaum jemand größere dauerhafte Kosten hat, ist der Zwang zum Arbeiten nicht vorhanden. Die meisten leben in Großfamilien, in denen jedes Kind einen grand von 250 N$ und jede Person über 60 Jahre 1250 N$ Pension vom Staat bekommt. 6 – 10 Kinder und 4 – 6 Alte sichern somit den Unterhalt aller.
Das mag für die Betroffenen sehr angenehm sein, letztlich gehen dem Staat dadurch eine nicht geringe Menge Steuerzahler verloren, nämlich genau diejenigen zwischen 18 und 60 Jahren, das gros der Bevölkerung.
Die Schulkinder, die sich durchweg in der Schule aufhalten, profitieren von dieser Unterstützung nicht (s.o.).

Für uns wird diese Situation jetzt langsam prekär. All die o.g. Arbeiten und sehr viel mehr, haben Andreas und ich seit nunmehr mindestens 5 Jahren weitgehend allein auszuführen. Ich könnte platzen, wenn jeder von uns beiden 4 Stunden am Tag die Pflanzen selbst bewässern, die Tiere füttern, und viele, viele kleine zeitaufwendige Arbeiten selbst erledigen muß, um die Tiere am Leben zu halten oder kleine Ernten zu erzielen. Jedes Experiment ist kläglich mit Verlusten gescheitert. Jeder Versuch, Verantwortung zu übertragen, führte nicht zum Erfolg. So reiben wir uns mit den notwendigen Tagesaufgaben auf, könnten aber in dieser Zeit sehr viel mehr Kontruktives erledigen. Jeder noch so lieb gemeinte Ratschlag zur Vereinfachung scheitert allerdings sowohl an der Zeitfrage als auch an den Kosten. Mit anderen Worten: Wir wünschten uns Mitstreiter, die evtl. auch langfristig in unserem Sinne die Aufgaben des Vereins übernehmen. Es wäre sehr sinnvoll für die Nachfolger, ein paar Jahre mit uns zusammenzuarbeiten, denn vieles ist völlig anders als man es ein Leben lang gewöhnt ist. Das zu verstehen, braucht einfach seine Zeit.

Das Angebot steht. Wer Interesse hat, körperlich und seelisch stabil ist, vielleicht gewillt, hier mitzumachen, kann sich gern mit uns in Verbindungsetzen.

Zu guter Letzt möchte ich voller Stolz mitteilen, daß der Verein Projekt Kaokoland e. V. im November 2016 sein 20 jähriges Bestehen feiern kann. Trotz aller Unkenrufe können wir in diesem Jahr einen wunderbaren Jahresbericht schreiben. Voller Illusionen haben wir 1996 begonnen, mußten viel Lehrgeld zahlen, durften mit Sekten, Weicheiern, Trittbrettfahrern und Abzockern unsere Erfahrungen sammeln, sind zwei mal am Ende gewesen, konnten mit neuen Konzepten neue Freunde finden und “haben die Hörner”, so lange es uns möglich ist, in der Kunene-Region weiterhin für die Kinder – und nur sie können die Zukunft wirksam verändern – zu arbeiten. Wenn sie so viel wie möglich unter würdigen Verhältnissen lernen können, besteht eine Hoffnung, daß sie den Weg zwischen dem traditionellen Leben und der Zivilisation für sich und die Ihren finden werden. Es gibt diesen Weg. Man muß die Traditionen nicht aufgeben, aber man kann mit neuen Kenntnissen bessere Wege beschreiten.

Wir danken Euch allen im Namen der glücklichen und dankbaren Schüler und Lehrer von ganzem Herzen, daß Ihr uns diese Arbeit möglich gemacht und das Vertrauen niemals verloren habt. Ihr habt uns immer angespornt.

Wir wünschen Euch und Euren Familien, daß Ihr an den Veränderungen in Deutschland mitwirken und in die eigenen Hände nehmen könnt, daß Ihr eine schöne Weihnachtszeit verlebt und für das Neue Jahr 2017 in der Hauptsache Frieden.

Eure Gisela und Andreas Horn

kaokoland@googlemail.com
www.kaokoland.de

Projekt Kaokoland e. V.
POBox 286
Opuwo
Republic of Namibia

Tel.: +264813155484

Deutsche Kreditbank DKB
Projekt Kaokoland e. V.
Kto.nummer: 1020162317
IBAN DE22120300001020162317
BIC BYLADEM 1001

Berliner Volksbank
Projekt Kaokoland e. V.
Kto.nummer: 1279174000
IBAN DE73100900001279174000
BIC BEVODEBB

Zu guter Letzt noch eine kleine Begebenheit mit einem Schuppentier. Also nicht dem Gürteltier, was sich in die Luft sprengt, sondern einem Pangolin. Aus einem Kraal bekamen wir einen Zettel mit einem Kaufangebot für ein Schuppentier. Man hätte, wenn wir nicht interessiert wären, schon einen anderen Käufer. Höchste Alarmstufe! Einer der letzten Vertreter seiner Art, die streng unter Artenschutz steht, darf nicht im Kochtopf landen. Was tun, um nicht selbst in Verruch zu kommen, was manchmal sehr schnell gehen kann. Aber zunächst machten wir uns auf die Suche nach dem armen Tier, irgendwo im Busch in einer Hütte. Der Preis war hoch. Durch einen Zufall kamen wir an die Adresse von einer speziellen Pangolin-Aufzucht-und Auswilderungsstation in Otjiwarongo. Nach Rücksprache mit ihr und der Naturschutzbehörde wurde uns erlaubt, das Tier bis zum Abtransport über Nacht zu beherbergen. Am nächsten Tag wurde “Schuppi” per Flugzeug aus Opuwo abgeholt. Es war für uns sehr bewegend, wie er sich in die Luft erhob, um in seiner neuen Heimat liebevoll empfangen zu werden.