Liebe Freunde und Förderer unseres Projektes “Kinderküche und Waisenhaus” in Okanguati!

Die wichtigste Mitteilung in diesem Jahr ist mit Sicherheit, daß der zweite Bauabschnitt des Waisenhauses/Kinderküche am 1.9. begonnen hat. Wie im vorigen Jahr angedeutet, haben wir eine Firma beauftragt, das Dach zu decken, die Fußböden zu fertigen und die Wände zu verputzen – insgesamt über 2000m (zuerst 4 Räume = Küche, Speisesaal, Sanitär, Lager). Ein Teil Farbe für den Anstrich außen und innen steht auch schon bereit. Wir sind sehr erleichtert und stolz, das nun ENDLICH auf den Weg gebracht zu haben. Es bedurfte letztlich fast überfallartiger Aktionen (auf leisen Sohlen ins Büro zu schleichen), um Mr.Tjongora im Regional Office, der dort alles in der Hand hat, das Abtauchen zu vereiteln, da er übers Jahr alle Termine mit Andreas platzen ließ – ob in „Dreilinden“, im Kunene Regional Office oder in Opuwo.

Wahrscheinlich sah er mit Andreas einen Wust unbequemer Probleme auf sich zukommen. Zusammen mit dem Bauleiter stellten wir ihn vor die Tatsache, daß endgültig am 1.9. Baubeginn sei und er nun seinerseits die Arbeiter kostenlos zur Verfügung stellen könne, so wie vor zwei Jahren verkündet und protokollarisch festgehalten . Davon ist nun keine Rede mehr und wie wir schon vermutet hatten, werden wir die Arbeit nun komplett bezahlen müssen. Vieles ist auch nachzukaufen – z.B. Stahlträger für das Dach, die verdunsteten Fensterrahmen, Fensterscheiben, Türen etc. Fragt sich nur – WOVON??? So hoffen wie SEHR auf Eure Unterstützung, denn aus dem Spendenaufkommen diesen Jahres ist das NICHT ZU SCHULTERN. Und falls doch, dann ist die Einrichtung/Ausstattung fällig: Herd, Spülbecken, Schränke, für den Sanitärbereich Toiletten, Handwaschbecken, Duschen, für den Speiseraum Tische und Stühle. Töpfe, Besteck und Geschirr ist fürs erste vorhanden.

Die Kinder nehmen reges Interesse am Baugeschehen ( keine „Baustellenvisite“ ohne eine Kinderschar ) und erzählen stolz im Dorf, daß das IHR Haus wird.

Die zweite frohe Botschaft: An der Straße prangt und leuchtet weiß und bunt eine neue, große Tafel (80×200), die auf unser Projekt verweist. Eine weitere kleine Tafel lockt zum Kauf von Obst und Gemüse, da ich in diesem Jahr nun endlich mehr habe als für die Kinderküche benötigt wird oder dort nicht verwenden kann. Die Dorfbewohner kaufen gern Zitronen (!), Zuckerrohr und Mangold (zu kleinen Preisen versteht sich), und die Touristen ab und an Papaya, Maracuja, Kopfsalat und Kräuter. Wenn die 250 Tomatenpflanzen, 200 Paprika und 400 Kohlpflanzen aller Art (nachdem die Schädlinge ihr zerstörerisches Werk beendet haben) noch etwas zum Ernten übriglassen, erhoffe ich mir davon auch noch einen kleinen Markt. Interessanterweise passen die von mir so geliebten Kohlrüben exakt ins Ernährungskonzept – enthalten sie doch das im Mais fehlende B-Vitamin Niacin und tragen so wunderbar nebst der Eigelbe zur Substitution bei.

Die Hühnerhaltung macht uns nach wie vor große Sorgen: Nachdem alle nun nachts weggeschlossen sind, wird tagsüber professionell während der Arbeit gestohlen. So sind bis auf einen kläglichen Rest alle Hennen verschwunden – bis zu 7 Stk. am Tag, sogar eine Bruthenne wurde vom Nest gerissen – eine der besten. Da bleibt die Motivation für einen entspannten Umgang mit den Arbeitern voll auf der Strecke. Wir waren in Ermangelung an Hilfskräften auf diese 6 Personen angewiesen – alle aus einer Familie, die sich auch im Dorf als Gang produziert und sogar bereits einen alten Mann nach der Rentenzahlung überfallen hat. Einbrüche in Geschäften zählt zu ihrem Nachtwerk. Zum Glück konnte ich sie wenigstens alle an die frische Luft setzen, da sich die ganz alte Belegschaft wieder zur Arbeit angeboten hat. Das hiesige Problem ist: Alle wissen Bescheid und keiner sagt etwas, aus Angst vor Racheakten und Prügel, selbst die Polizei!!! So haben wir leider keinen Zeugen. Dritte frohe Botschaft: an der website wird gearbeitet, aber ich muß noch etwas Geduld haben – der junge Mann schreibt gerade an seiner Magisterarbeit. Wünschen wir ihm viel Erfolg dabei!!! Ab Januar werden wir dann hoffentlich up to date sein und manches, was früher galt, kann berichtigt werden. Kein Tourismus, keine Klinik etc. Wenn man Kaokoland eingibt, stehen wir bei google schön an den ersten Plätzen positioniert. Als pathologischer Optimist erhoffe ich mir auch dadurch eine Aufstockung des monatlichen Budgets. Wenn es aber so weiter läuft wie bis jetzt und wir nicht einmal mehr Recharge-Karten kaufen können, dann wird das wohl der letzte Brief gewesen sein. Es wäre das denkbar schlechteste Ergebnis unserer 15jährigen Bemühungen und all der persönlichen Opfer, die auch wir gebracht haben. Unser bester Freund und Mitstreiter, mit dem wir immer ALLE Sorgen und Nöte besprochen haben, mit dem wir auch offen über das Finanzierungsproblem reden konnten, unser Fördermitglied Hanjörg Noack, der sich auch von Anbeginn für das Vorhaben engagiert, uns sehr oft aus der Not geholfen hat, ist im Juni verstorben. Es ist sehr schwer für uns, ohne seine hilfreichen Worte und Taten, die wöchentlichen Gespräche und diese treue Freundschaft den Kopf oben zu behalten. So wird es für uns ein trauriges Weihnachten werden.

Aber allein sind wir nicht, denn eine Volontärin aus Österreich hat sich angeboten, für mehrere (evtl. 6)Monate ein Praktikum hier zu leisten. Wir versprechen uns viel von ihr, besonders in Hinblick auf die Förderung der Kinder, denn sie ist Absolventin der Sozialpädagogik. Dann kann ich hoffentlich die Bastel-und Spiele-Kisten wieder öffnen und die die Kinderbücher zur Hand nehmen. Ein neuer Hoffnungsschimmer???

Letztlich möchte und muß ich noch einmal auf unsere finanzielle Basis zurückkommen aus dem Gefühl heraus, daß vielleicht mancher glaubt, es löse sich alles von selbst und wir sind nicht auf jede einzelne Kleinstspende angewiesen. Die wirtschaftliche Lage ist auf dem gesamten Globus aufgrund von Verschwendung, Fehlinvestitionen, Spekulationen und Gier auf verantwortungslose Weise in ein Ungleichgewicht geraten. Das ist auch uns bekannt, denn auch hier steigen die Preise etc. Dennoch geht der größte Teil der Bevölkerung in Europa einer soliden Arbeit nach und lebt eigentlich ganz normal, bis auf die Konfrontation Tag für Tag mit den Medien, wie schlecht es doch eigentlich allen geht; daß alles zusammenbricht, daß der Untergang vor der Haustür lauert. Ich bin sicher, der Einfallsreichtum der Wirtschaftsmagnaten wird damit komplett unterschätzt (Endlosgesprächsthema im privaten Kreise). Hoffnungsvoll hatte ich fest daran geglaubt, mit meiner Bitte an ca. 150 Bürger der EU, die fast alle im Laufe der 8 Jahre, in denen ich jetzt hier bin, hier vor Ort waren und denen ich mehr oder weniger ausführlich (selten alle Facetten) unser Anliegen erklärt habe, motivieren zu können, mit 10 €/Mon. für jeden eine relativ geringe und für uns eine solide Basis schaffende Spende zu leisten. WENN DANN JEDER NOCH EINEN EINZIGEN WEITEREN Spender gefunden hätte, wäre alles im Lot und wir könnten ohne Verzögerung, ohne gravierende Einschnitte unsere Arbeit fortsetzen. Erreicht habe ich mit meiner Bitte/meinem Anliegen/meinem Aufruf 11 Menschen. Wenn es nicht 6 hilfreiche Freunde und Förderer gäbe, die uns unterstützen, hätten wir schon am 24.9.11 (Kontostand 94 € und Barbestand 300€) – nachdem wir im Mai einen Juwelier gefunden hatten, der unseren Schmuck zum Materialpreis entgegengenommen hat, wofür wir sogar dankbar waren – aufgeben müssen. De facto IST ES DAS ENDE. Mit solch einer Finanzierung, von Monat zu Monat NICHT WISSEND, ob Löhne, Kinderküche, Sprit , Gas etc. bezahlt werden können, ist es uns nicht möglich, eine planbare Arbeit zu leisten. Zahlreiche Reparaturen, Pacht, Autolizenzen, die Baufirma u.v.a. schieben wir aussichtslos vor uns her.

Ich hatte immer versucht, den Jahresbrief so zu gestalten, daß es Spaß macht, ihn zu lesen bzw. Urlaubserinnerungen an Namibia wach werden. In diesem Jahr KANN ich die REALITÄT der Probleme nicht einfach weglassen, um auch die andere Seite zu zeigen. Nur DAS RICHTIGE TUN UM JEDEN PREIS kann der Ansatz zum Handeln sein. Das RICHTIGE ist auch FÜR DIE KINDER HIER, in einem völlig unbedeutenden Dorf in Namibia, in Afrika, auf der Welt, unter entsprechenden Bedingungen lernen zu können, ihnen die Möglichkeit zu geben, die Welt zu erkennen, die nicht nur aus Flußsand und Ziegen besteht, ihr Leben zu organisieren und später nicht an einem LKW stehen zu müssen, der Gen-Mais abwirft – Überproduktion aus Amerika mit gleichzeitigem Verschuldungseffekt der „Nehmer-Länder“ – und den Machenschaften internationaler Spekulanten ausgeliefert zu sein, die den fruchtbaren Ackerboden aufkaufen, um darauf Pflanzen für Bio (!!!)-Diesel oder Nahrungsmittel für andere Länder anzubauen. Kommt her, bildet sie aus in grundlegenden Fertigkeiten, angefangen Hygiene, Körperpflege, etc., zeigt den Jungen, wie Holz BEARBEITET und nicht nur verfeuert werden kann, lehrt die Mädchen, eine gesunde Mahlzeit zu kochen und vieles, vieles andere. Erzählt ihnen, was die Menschheit in zehntausend Jahren geschaffen hat in Wissenschaft und Kultur. Es ist unbequem und anstrengend, sehr oft enttäuschend und mit großem Ärger verbunden, mit Verzicht und Selbstdisziplin 365 Tage im Jahr seinen Mann zu stehen, ohne Wochenende, ohne Urlaub, gesund oder krank, fernab von allem, was man gewöhnt ist – in stetigem Staub und Hitze, abgeschnitten von allem Geschehen, nur auf sich selbst gestellt, in einem völlig anderen Milieu – um nicht Kulturkreis zu sagen.

Es ist eine echte Herausforderung und auch Selbsterkenntnis: Was für ein Mensch bin ich eigentlich ohne den täglichen Druck von außen? Seit 15 Jahren rufen wir dazu auf, aber bis heute hat sich kein einziger dauerhaft auf diesen Kampf eingelassen, denn aus dem „Abenteuer Afrika“ von Lodge zu Lodge wird ganz schnell „Realität Afrika“ ( sehr, sehr anders als durch die Medien verbreitet und unendlich geschönt) mit allem, was man sonst verdrängen oder sich nicht antun muß. Uns liegt es völlig fern, taktisch geschickt mit entsprechenden Fotos (lachende, glückliche oder halb verhungerte kleine Negerkinder) oder Sensationsberichten (Epedemien, Endemien,Tragödien), wie es Agenturen und Fundraising-Gesellschaften tun, um Spenden für unser Langzeitprojekt zu werben, für das wir gerade die Basis, die Grundvoraussetzungen schaffen.

Ich möchte Euch lediglich um Unterstützung bitten. Nach wie vor ist es das Ziel, 300 freundliche Sponsoren zu finden, die uns monatlich mit 10€ helfen, hier einfach kontinuierlich und vielleicht mit realisierbaren Zeitplänen weiterzumachen. Was allerdings , wenn es nicht funktioniert und sich unsere „Einmalspender“ diesem Aufruf anschließen würden, daß sofortige AUS bedeutet.

Von Steinen vom Waterberg, die von Steuergeldern zum Zwecke eines Denkmalbaues nach Bremen transportiert worden sind, wird echt kein Himba-(= Herero)kind satt.

Unser Dank für die von Herzen kommende Unterstützung geht in diesem Jahr besonders an die Freunde und Förderer, mit deren großzügigen Spenden wir überhaupt bis hierher gekommen sind und auch an unsere „11 Optimisten“, die die Zahl 300 auf 289 verkleinert haben. Und wir möchten Euch für Eure Geduld danken, daß Ihr diesen Brief bis zu Ende gelesen habt.

Wir wünschen Euch Allen , besonders auch im Namen der Kinder,ein fröhliches und beschauliches Weihnachtsfest und ein krisenfreies Jahr 2012!

Alles Liebe und Gute,
Eure Gisela & Andreas Horn
Okanguati

Spendenkonto: Projekt Kaokoland e.V.
Kontonummer: 1279174000
Bankleitzahl: 10090000
Berliner Volksbank
IBAN: DE73100900001279174000
BIC: BEVODEBBXXX

P.S.1: Betr.: Spendenquittungen und Dankschreiben Manches mal bedarf es kriminalistischer Fähigkeiten, Geldspenden zuzuordnen: Wer könnte mit wem verheiratet sein? Wer könnte mit wem zusammen arbeiten? Wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym? Wer wohnt evtl. wo? Wer kennt wen? usw.usf.Manchen haben wir bis heute nicht geortet und können nur auf diesem Wege unseren herzlichsten Dank übermitteln!!!

P.S.2: Spendenaufkommen 2011: Januar bis Oktober 2011 Durchschnitt pro Monat 1.297,00€, wobei im Juni: 1.120,00€, im Juli: 505,00€, im August: 1.285,00€ und im September: 405,00€ zur Verfügung standen. Notwendig sind 3000€ pro Monat/ s. Rundbrief 1/2011

Fußnote zur Klärung eines für uns wichtigen Sachverhaltes :
Krankenversicherungs/Krankenhaus-Kosten 2003-2011

  • durch die bisher NICHT abgeschlossenen Krankenversicherungen haben wir seit 2003 = 268.000.
  • N$ (2.800/Mon. X 12 Mon. X 8 J./für 2 Pers.) NICHT ausgegeben und sind theoretisch und praktisch dem  Projekt zugute gekommen
  • die KH-Kosten von Andreas (ca.70.000,- N$) sind privat/ aus Notfallrücklagen/Familie getragen worden.
  • es wurden keine Spendengelder verwendet.