Liebe Mitglieder, Fördermitglieder, Freunde und Gäste in “Dreilinden”,

gern möchte ich Euch wieder Einiges vom nördlichsten Ort in Namibia berichten, wo eine Küchenuhr die deutsche Zeit anzeigt. Das Jahr begann mit einer üppigen Regenzeit ab Mitte Januar. Am 19.Februar konnten wir gerade noch unsere Praktikantin Maria vom Flughafen in Windhoek abholen und kaum, daß wir im Camp eintrafen, war uns der Weg ins Dorf und nach Opuwo fast zwei Monate abgeschnitten. Niemand hier kann sich erinnern, daß die Riviere jemals so lange Zeit ununterbrochen voll waren. Einige waghalsige Touristen, die der Gefahr übermütig ins Auge schauen wollten, hat es dann schwer erwischt und die Fahrzeuge versanken bis an die Achsen im Schlamm,aber wir konnten den tagelang schaufelnden Schiffbrüchigen ein Quartier anbieten.

Nicht nur der Regen brachte uns Gäste -auch alte und neue Freunde besuchten uns (Susanne und Erich aus München, Kerstin und Toschi, die hier heirateten,Heidi und Hans aus Berlin, Jürgen mit Christina und Monika). Noch warten wir auf den “Sachsen und den Bayern” und die “Belger”!!!

Von Mitte Juni bis Anfang August mußte Angela aus Dorweiler bei uns Afrika kennenlernen. Für nächstes Jahr ist eine Praktikantin aus der Schweiz avisiert. Dies ist für mich eine erfreuliche Tendenz, mehr jungen Leuten die Problematik und die Realitäten hier erläutern und zeigen zu können. Verbunden damit ist natürlich die Erfahrung, hier unter sehr bescheidenen Bedingungen leben zu müssen und vielmehr über den Umgang mit Ressourcen jeglicher Art nachdenken zu müssen als man zuhause gewohnt ist. ( Nur zur Information: Ein Unkostenbeitrag von 20 ? pro Tag für Praktikanten ist unabdingbar, da wir sowohl den Aufbau als auch den Unterhalt des Projektes von Spendengeldern bestreiten müssen. Selbst wenn wir öffentliche Fördergelder erhielten = Konjunktiv!, würden diese keine Gehälter enthalten) So hat das Jahr auch durch den reichlichen Regen, der eine gute Basis für meine erfolgreiche Gartenarbeit war, gut begonnen. Die Gesamtmenge Niederschlag belief sich auf fast 500 mm, eine große Menge für diese Region. Dennoch war sie für die Bevölkerung nicht der reine Segen, denn es kommt auch auf die Verteilung der Wassermassen an. Sehr viele Gärten sind weggespült worden. Auch für 65% des Viehbestandes kam der Regen zu spät – die Tiere sind, wie lange befürchtet, dennoch verhungert und verdurstet, denn das Gras benötigt doch einige Wochen für das Wachstum und was gerade sprießt, wird als erstes von den Ziegen gefressen. Die trächtigen Kühe brachten dann ihre Kälbchen zur Welt, jedoch die ausgezehrten Mütter konnten keine Milch geben, so sind die meisten Kälbchen verhungert. Keine Kälbchen – keine Milch, so daß die Familien davon betroffen waren, die hier sowohl von Omaere, der Sauermilch, als auch von Mais leben. Und für die Maissaat, die gut aufgegangen war, stand am Ende zum Ausreifen nicht genug Wasser zur Verfügung. Das Wasser in den beiden Flüssen kam aus westlicheren Regionen.

Demzufolge konnten wir erst Anfang April den riskanten Versuch wagen, die dringend benötigten Nahrungs- und Tierfuttermittel aus Opuwo zu holen. Umso wichtiger wurde nun die Kinderküche. Die Liste der Berechtigten stieg unterdessen auf ca. 70 Kinder an, jedoch mußten trotz des Mangels die großen Kinder auf den Feldern die Ernte verteidigen, so daß sich im Laufe der Zeit nun die Anzahl der täglichen Esser auf 30 eingepegelt hat. Aufgrund etlicher Kleiderspenden (Danke nochmals an alle, die so lieb waren, Kleidung und Schuhe zu spenden) konnten wir den Kindern endlich für die kalte Jahreszeit warme Sachen zur Verfügung stellen. Die Temperaturen sanken hier lange Zeit auf um die Null, an etlichen Tagen bis -5 Grad. Der Winter ist hier ziemlich lang! Neben der Beaufsichtigung der Essensausgabe hat Maria mit den Kindern gesungen, gezeichnet und viel gespielt. Das war eine neue Erfahrung für diese Kinder, die in einer absolut kulturlosen Gegend und ohne jegliche geistige Anregung oder elterliche Erziehung groß werden. Ich wünschte mir sehr, daß in dieser Hinsicht mehr getan werden könnte. Denn über eins muß man sich im Klaren sein: Die Infektionsrate mit dem HI-Virus liegt nunmehr offiziell um die 40 %, d.h. daß mit größter Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit das Schlimmste eintreten wird – die Bevölkerung besteht nur noch aus Alten und Kindern. Was soll mit beiden werden? Darüber lohnt es sich lokal und global nachzudenken.

Im Zusammenhang mit unserem Engagement hier, d.h. unserem Projekt, und mit der gleichzeitigen Bitte um weitere Unterstützung wurden wir von der Vize-Premier-Ministerin Libertina Amathilla, auf deren Initiative ein Dorf für völlig verarmte BergHimbas erbaut worden ist, zur Einweihung dieses Dorfes OHAIUUA durch den Präsidenten Prohamba, eingeladen. Wir durften den Präsidenten begrüßen, der mit dem Hubschrauber anreiste, und konnten eine Spende (Matratzen, Kleidung, Kinderbestecke) übergeben. NBC hat dies auch im Fernsehen übertragen.

Unser eigenes Gartenbauprojekt hat jetzt eine Anschubfinanzierung seitens der Deutschen Botschaft erhalten. Der Antrag wurde im Nov.07 gestellt, die Vertragsunterzeichnung war im Juli 08, die Auslieferung/Abholung steht in den Sternen, obgleich alles bereitliegt. Grund: Unser Transportauto, das schon Ende vorigen Jahres den Geist aufgab, ist dann monatelang vergeblich, d.h. mit immer schlechter werdendem Resultat, von einem örtlichen Schrauber “repariert” worden, bis es letztlich noch kaputter stehenblieb. Toschi und Kerstin waren dann so freundlich, den Motor mit in eine Windhoeker Werkstatt zu nehmen (Mitte Mai), abholen konnten wir ihn endlich Mitte August (Angela zum Flughafen), Karosse und Motor wurden dann Ende August nach Kamanjab geschleppt und nun ist Mitte September und wir warten auf das Signal zur Abholung. Unterdessen war unser einziges Auto auch mehrfach erheblich kaputt, so daß Transporte jeglicher Art bisher unterbleiben mußten. So konnten wir auch mit dem Ausbau des Waisenhauses, wofür wir im vorigen Jahr eine großzügige Spende erhalten haben, noch nicht fortfahren. Bei UNICEF hatten wir, nach mehrmaligen Anfragen seit Mitte April 07 und fadenscheinigen Antworten, einen Antrag eingereicht für einen Zuschuß von 2Euro pro Tag pro Kind. Diesmal lautete die Antwort, daß in der Kunene-Region kein UNICEF-Projekt bestehe… nur in folgenden Regionen…folgen 4.

Unser kleines Garten-und Nutztierprojekt im Camp ist in diesem Jahr umso erfolgreicher. Der Tierbestand beläuft sich nach der letzten Zählung auf > 175 Hühner, ca. 75 Enten, 3 Schafe (wir warten auf Nachwuchs-bisher vergeblich-was machen wir falsch???), 3 Hasen (schon 3 kleine geboren), zum Anschauen einen Kampfadler,einen Blaßuhu,einen Marabu, einen Rüpells-Papagei, einen nunmehr ca. 13 Wochen alten Dorfköter, der hier das Treiben verrückt macht, Fred-der Iltis und die “Dickbäuche”. Neu im Garten sind 70 Erdbeerpflanzen, die jetzt tragen, 2 Linden (von drei), Johannisbeeren, Brennesseln, Brombeeren, Himbeeren, die alle angegangen sind.

Erfolgreich waren wieder Salat, Bohnen, Möhren, Radieschen, Fenchel, Spinat,Spargel, Tomaten, ein paar Gurken saisonal, sämtliche Küchenkräuter.Leider hatten die Bananen durch den Frost sehr gelitten, erholen sich aber wieder. Trotz der erheblichen Transportprobleme können wir zufrieden sein. Wir hatten 40 Besucher (Touristen,die sich für unser Tun interessieren), 7 Gäste, 2 Praktikanten, die Geologen und viele neue Kontakte. Sobald es uns möglich ist (s.o.) wird das Waisenhaus ausgebaut (Küche,Speiseraum), auf dem Workshopgelände die Vorbereitungen für den Gemüseanbau ab April 09 begonnen (Zaun, Wasserpumpe, Rohrleitungen verlegen,begehbare Schattennetze). Die Spenden waren in diesem Jahr wieder sehr übersichtlich. Wir bedanken uns um so herzlicher ! Die Spendenquittungen folgen bis Ende des Jahres. Dennoch sind laufend folgende Ausgaben zu tätigen:

Kinderküche 150 – 200 N$ pro Tag = 45.000 – 60.000 N$ bis Oktober (der Betrag wäre wesentlich höher, aber wir können Gemüse, Eier und Fleisch sowie sämtliche Kräuter bereits aus eigenem Bestand einbringen)
Sprit/Wasser pumpen 5 – 10 l pro Tag = 15.000 – 30.000 N$ bis Oktober
Beihilfen zum täglichen Leben für die Arbeiter, ca. 3.000/ Monat = 30.000 N$ bis Oktober
Tierfutter 150 N$ pro Tag für alle Tiere = 45.000 N$ bis Oktober d.h. bis Ende Oktober werden wir allein für die vier Posten 135.000 – 165.000 N$ ausgegeben haben, und das bei ständig steigenden Preisen: Grundnahrungsmittel und Sprit um das Dreifache, Milchprodukte auf das Doppelte und Gemüse zwischen 50 – 100%. Nicht eingerechnet sind die notwendigen 3 – 4maligen Versorgungsfahrten pro Monat nach Opuwo, die o.g. Reparaturen, Koch-u.Kühlgas, Lebensmittel und sonst. Selbsterhalt, weder Anschaffungen noch Investitionen, die mindestens 2 x pro Jahr notwendige Fahrt nach Windhoek um rechtliche Fragen zu klären, keine Kommunikationskosten und Ausgaben für gesellschaftliche Verpflichtungen. Besonderer Dank gilt auch unserem Fördermitglied, der bislang die jährlichen Kosten für die PTO´s, die Autolizenzen, die workpermits, Kosten für den Steuerberater und vieles andere Unabwendbare übernommen hat.
Ich erlaube mir daher nochmals freundlichst darum zu bitten, sich auch finanziell am Erfolg des Projektes zu beteiligen und lege für materielle Spenden nochmals eine Bedarfsliste bei.

Die KINDER benötigen nach wie vor Kleidung, Decken, Schuhe, Handtücher, Zahnbürsten, einfache Körpercreme und natürlich die finanzielle Basis für den Erhalt der Kinderküche. Für das SELBSTVERSORGUNGSPROJEKT (für die Kinderküche) benötigen wir folgendes Saatgut: Weißkohl, Möhren, Kohlrabi, Kopfsalat, Auberginen,Radieschen,Gurken,Knollensellerie,Spinat, Luzerne (Viehfutter), Steckzwiebeln, Hafer, Roggen, Weizen, Gerste sowie Anzuchtkästen(Kartons mit Plastikfolie haben sich nicht bewährt/ Folie verwittert zu rasch). Ich würde gern eine Sammelbestellung hier erfolgreicher und bewährter Sorten bei einer Firma aufgeben und würde mich sehr freuen, wenn sich ein Sponsor speziell dafür finden würde. Für den KÜCHENBETRIEB selbst wäre auch Einiges notwendig – von Abstellmöglichkeiten, Küchenausstattung bis zum Essen selbst (Tische, Stühle, Besteck verdunstet immer…)

Zu ARZNEIMITTELSPENDEN ist zu vermerken, daß es keinen Sinn ergibt, an mich bereits Verfallenes oder nicht Einsetzbares, was über die Erste Hilfe oder Hilfe bei Bagatellerkrankungen hinausgeht, zu senden. Mehr als eine Basisausstattung mit bewährten Mitteln ist nicht möglich und nötig, als da wären AM gg. Augen-,Ohren-,Hals-,Grippe-und Magen-Darm-Erkrankungen, Blasen-und Nierenerkrankungen, antisept. Salben und Cremes, Antiallergica, Virustatika, Notfall-Antibiotika, Verbandstoffe. Gern nähme ich auch Multivitamine, die den Kindern täglich verabreicht werden, oder Mineraltabletten. Mehr ginge über das hier durch mich Machbare hinaus.

Wir danken allen, die uns bisher unterstützt und geholfen haben, sehr, sehr herzlich! Besonders auch unseren Freunden in Belgien, Holland, Italien,Frankreich, die etwas auf die Beine gestellt haben, ich erwähne nur “2love4africa” aus Italien – das war super!

Seid alle gegrüßt und bedankt, alles Gute für Euch selbst. Und wer´s noch nicht gemerkt hat: Geben macht zufrieden!!! Nicht nur den Empfänger.

 

Eure Gisela und Andreas Horn

Projekt Kaokoland e.V.