Liebe Freunde und Förderer, liebe Vereinsmitglieder und uns Wohlgesonnen,

Ja, im vorigen Jahr war unsere Belastungsgrenze überschritten mit mehr als 170 Besuchstagen und so mussten wir im Dez. / Jan. den Tiefschlaf des Landes auch für eine eigene Pause nutzen.

Aber nun soll der Rundbrief für das vergangene Jahr folgen.

2018 war wieder ein rundum erfolgreiches Jahr für die Kinder in der Kuneneregion, speziell in der Epupa-Constituency.

Hier findet/n Ihr / Sie nochmals die Liste der Schulen, die bis Ende des Jahres fertiggestellt werden konnten, bzw. im Bau sind:

Omuhonga Combined School
Epupa Primary School
Otjikojo Primary School
Ovituambo mobile unit “New Horizon”
Omangete Primary School
Otjomuru Primary School
Ombaka mobil unit
Ombandaundu mobil unit “Stefanie Bode”
Oruzeu mobil unit “Lothar Hattringer”
Okahozu Primary School
Otjijandjasemo Primary School
Etoto West Primary School
Otjimuhaka Primary School *
Epembe Primary School *
Omuhoro mobil unit *
Ohajuua *

Wie ich in den letzten Rundbriefen erläuterte, sind wir bestrebt, komplette Schulen zu errichten, so dass für die Schüler beim Ministry of Health and Social Services eine Verpflegungspauschale für drei Mahlzeiten am Tag beantragt werden kann.

Bisher war es durch Eure / Ihre Spenden möglich, die Lebensmitteldefizite der o.g. Schulen nach zu füllen, denn gleich zu Beginn des Schuljahres war traditionell keine Lieferung seitens der Schulbehörde erfolgt. (Obwohl die örtlichen Chiefs eine überreichliche Anzahl Ziegen besitzen, sind sie nicht bereit, im Sinne des Gemeinwohls auch nur eine einzige zu spenden.)

Zusätzlich konnten wir im Laufe des Jahres ~200 Enten aus unserer Haltung an die Schulen liefern. Jeweils 15 – 20 Tiere. Es ist zwar kostspielig, die Enten aufzuziehen, aber es ist eine wertvolle Ergänzung als Fleischration. Alle Kinder leiden an starkem Eiweiß- und Vitaminmangel.

Leider ist uns die Lieferung von Gemüse aus dem Etunda-Irrigation-Project nicht mehr möglich, weil sie diesen Service der Schulversorgung eingestellt haben. Es war eine gute Sache, Weißkohl, Zwiebeln, Tomaten und versch. Obst in die Schulküchen liefern zu lassen. Mit Gemüsekonserven kann man das leider nicht kompensieren, zumindest werden aber Geschmack und Farbe etwas verbessert.

Unsere Hühnerzucht ist momentan in einer Krise.
Jeder, der uns bereits besucht hat weiß, dass man die Hennen nicht zählen konnte. Derzeit existiert außer den Hennen, die sich auf die Bäume retten konnten, nur noch ein kleiner Bestand, den wir hinter Schloß und Riegel in einem unfertigen Bungalow, wenige Meter von der Küche, untergebracht haben. Bis zum Ende des großen Geländes findet man kein einziges Huhn mehr. Viele hatten einen Namen, spezielle Eigenschaften oder ein besonderes Äußeres. Der Gipfel war vor Weihnachten, als ein lokaler Volontär, quasi vor unseren Augen, einem Perlhuhn aus meiner zahmen Herde den Kopf abhackte und mit dem Huhn verschwandt.

Dankenswerterweise hat die Deutsche Botschaft Ende vorigen Jahres ein Kleinstprojekt genehmigt. In der Regel wird ein Kleinstprojekt mit 25.000 Euro gefördert. Nach zwei Kürzungen, wegen der schleppenden Regierungsbildung damals, wurden uns dann lediglich 13.500 Euro zugesprochen. Da auch hier Baumaterial Geld kostet, die Transportkosten extrem zu Buche schlagen und auch die Arbeiter bezahlt werden wollen, haben wir alles auf das Notwendigste zusammengestrichen, so dass ein kleines Hühnerhaus für die Legehennen (Eier für die Schulen), ein Gehege für die Masthähnchen (Belieferung der Schulen) und ein Brutgehege für die Nachzucht entstehen.

Leider lahmen die Bauarbeiter, obgleich die Truppe nach Weihnachten ausgewechselt wurde. Ich sehne den Tag herbei, an dem die Tiere hinter Schloß und Riegel (Hochsicherheitstrakt) in hygienischen Ställen mit Auslauf untergebracht werden können.

Unsere beiden Highschool-Mädchen Kondouo Kazu und Riauanika Kapika sind auch zurück in Omaruru an der Martin-Luther-High-School. Kondouo hat im Dezember 2017 entbunden. Wir geben Ihr die Chance, die 9. Klasse zu wiederholen und drücken ihr die Daumen, dass sie ohne weitere Unterbrechung bis zum Abitur kommt.

Riauanika hat sich zum Jahresende, nach einem Zwischentief, wieder verbessert. Sie ist ein nettes, liebenswertes Mädchen, das gern zur Schule geht, immer adrett gekleidet ist, wie man sagt und ihre Schulsachen in Ordnung hält. Es würde mich freuen, wenn sie sich ihren Wunsch, in die Wissenschaft zu gehen, selbst erfüllen könnte. Und sei es letztendlich nur in irgendeinem Labor.

Unserem Studenten (Nurse an der UNAM) mußte ich zum Jahresende gewaltig auf die Füße treten, um endlich einmal ein Originalpapier ausgehändigt zu bekommen. Als er merkte, dass wirklich der Geldfluß stoppen würde, brachte mir ein Bote die Unterlagen sogar am 31.01.2019 hier ans Tor. Ich denke, auch das Geld ist gut investiert und die Region wird Ende nächsten Jahres eine ausgebildete, männliche Krankenschwester bekommen.
Unsere Unterstützung bekommt für sein letztes Jahr auch ein Pädagogik-Student, der, wie alle, aus der Umgebung von Okanguati stammt und hierher zurückkehren wird. Der Antrag eines Agriculture-Studenten wird demnächst hier eingehen. Auch das ist eine Fachrichtung, die wir unterstützen.

Für einen unserer ältesten Freunde aus den Anfangsjahren haben wir ebenfalls die Abschlussprüfungsgebühren übernommen. Erfolg sollte honoriert werden, solange es uns möglich ist.

Auch der Polizei haben wir unter die Arme gegriffen. Kein einziges Fahrzeug der Rhino Force (Schutz der Wildtiere und speziell der Nashörner) war mehr einsatzbereit, weil das Government kein Geld für die notwendige Bereifung bereitstellen kann. Dank der Spenden können wir kleine und größere Nöte lindern.

Fast 20 Jahren nachdem wir hier in Okanguati begonnen haben, unsere Ideen umzusetzen, steht nun tatsächlich auf der seit Anbeginn so benannten “Workshoparea” eine kleine Werkstatt, eingerichtet in einem großen 42-Fuß-Container. Ein Elektromeister aus dem Westerwald hat, mit großem persönlichen Einsatz, diesen Container, gefüllt mit Materialien und Werkzeugen aus Deutschland, über Walfishbay nach Okanguati transportiert und ausgebaut. In zwei Kurzlehrgängen wurden vier junge Männer in die grundlegenden Techniken eingewiesen.
Aber das ist leider auf Dauer nicht genug. Es fehlt ein ständiger Begleiter, der permanent vor Ort ist, um anzuleiten, zu korrigieren, zu motivieren, kurz ein Handwerksmeister für jeden Tag, der die ständig helfende Hand …. und den eingeschlagenen hervorragenden Weg fortsetzt. Eine reguläre Berufsausbildung mit Abschlußzertifikat ist derzeit nicht zu leisten. Es geht lediglich um die Vermittlung von Basiswissen, Kontinuität, Verantwortungsbewußtsein, Einhalten von Regeln etc.

Wie sich der Initiator dieser Bildungseinrichtung Werkstatt für die Zukunft entscheidet, wissen wir derzeit nicht, weil unsere Zusammenarbeit eingestellt werden musste und neuer Vereinbarungen bedürfte.

Großes Glück hatten wir in diesem Jahr (2018) mit einer Praktikantin, die sich 3 Monate in den benachbarten Schulen mit den Kleinsten beschäftigte und mit viel Freude und Sachverstand die ihr fremde Welt erkundete.
Trotz der Sprachbarriere verstand sie es, mit Spiel, Sport, Gesang, Tanz und Bastelabeiten die Herzen der Kinder zu gewinnen, die so schnell zu begeistern sind. Wir danken Johanna sehr für ihre Hilfe rundum, ob bei der Küchenrenovierung, bei der Tierpflege und vielen anderen täglichen Arbeiten und wünschen ihr von Herzen, dass sie beruflich die richtige Entscheidung treffen kann.

Wir sind überzeugt, dass man mit vorhandenen Ressourcen bzw. finanziellen Mitteln vor Ort hundertfach mehr erreichen kann, als wenn die jungen Leute, die ihr eigenes Land gestalten sollten, ihrer Heimat Lebewohl sagen. Hier ist ihre kulturelle Heimat, hier ist ihre Identität entstanden, hier ist ihre Familie, mit der die Einheimischen sehr verbunden sind. Deswegen müssen die Kinder und Jugendlichen u.E. hier ausgebildet und erzogen werden.
Man sieht es an unseren Volontären aus dem Dorf. Die wenigsten haben die Schule besucht oder haben auch nur die geringsten Englischkenntnisse (=Landessprache!).

So ist die Kommunikation stark beeinträchtigt, sie verstehen die Aufgabenstellung nicht und deren Sinn. Auch Erklärungsversuche fruchten nicht, da sie keinerlei Schulwissen haben. Alles geht weit über ihre Vorstellungsvermögen hinaus. Logische und sachliche Zusammenhänge sind kaum zu vermitteln, Wirkungen und Ursachen können wir nicht verständlich machen. Wie auch – ohne Grundbegriffe aus der Schulzeit.

Den Unterschied sieht man sehr deutlich, wenn im Dezember Schüler der 9. Und 10. Klassen ferienjoben. Sofern sie an ernsthafter Arbeit interessiert sind, ist die Kommunikation, die Erklärung der Tätigkeit wesentlich reibungsloser.

Das selbe Problem hat die Baufirma. So ist es immer wieder erstaunlich, dass eine Schule nach der anderen termingerecht und in guter Qualität fertiggestellt wird.

Anfang März werden wir erstmalig mit einem feierlichen Spatenstich den Bau einer Schule starten können, an der die Regierung besonders interessiert ist. In Ohajuua, 18 km von Epupa in den Bergen gelegen, bekommen nun auch die Kinder dieser Ovahimba die Gelegenheit, zur Schule zu gehen. Das Geld dafür stellt dankenswerterweise die Stiftung Fly&Help zur Verfügung.

Danken möchten wir auch wieder TUI take off, die uns finanziell unterstützen und uns so herzlich begleiten.

Der Zuspruch ist uns wichtig und notwendig. Wir hoffen, daß das allgemeine Interesse an notwendiger Hilfe vor Ort zunimmt. Das eigene Land vorwärts zu bringen, kann nur mit gut ausgebildeten Menschen erfolgreich sein. Wenn diese notwendigen Ressourcen eigennützig durch die europäischen Staaten abgeworben / abgezogen werden, ist das einfach unfair. Die Staaten in Afrika zu entwickeln, sollte u.E. oberste Priorität haben, denn über die Schulbildung lassen sich langfristig auch andere Probleme, wie z.B.Aufbau einer eigenen Wirtschaft, Verwertung der eigenen Ressourcen und Eingrenzung Überbevölkerung (Familienplanung wird in der Schule gelehrt), lösen. Dass sich die Abschöpfung nun wieder / auch auf das Humankapital focussiert, ist nicht akzeptabel. Entwicklungshilfe geht anders!

Damit exponieren wir uns erstmalig politisch. Aber es sollte an dieser Stelle, zumal unsere Öffentlichkeitsarbeit, dank der Firma “Not Real” stark befördert wird, auch deutlich gemacht werden, wofür wir stehen. Auch, wenn die großen staatlichen Programme offenbar nur schleppend in Gang kommen, teilweise auch kläglich versagt haben, kann man im Kleinen schon Mal beginnen.

Zum Abschluss noch eine Zeile Wetterbericht:
6, 8, 20 mm Regen bis heute, Mitte Ferbuar. 2018 startete die Regenzeit erst Mitte März und erbrachte doch noch 350 mm, wovon wir bis heute zehren.

Natürlich hoffen wir Tag für Tag auf einen warmen Regen.
Täglich neue Hoffnungen und immer wieder neu zu beginnen beleben unseren Alltag und geben uns Kraft.

Wir danken allen, die uns unterstützen, unsere Pläne und Visionen Realität werden zu lassen für die Bildung und Ausbildung unterprivilegierter Kinder.

Liebe Grüße aus Okanguati
Eure Gisela und Euer Andrea Horn